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Hoffnung in Corona-Krise: Diese Chancen bringt das Virus mit sich – werden wir sie nutzen?

Inmitten der Corona-Krise dürfen wir auch Hoffnung schöpfen, denn das Coronavirus bringt neben allem Übel ebenso Chancen für uns mit sich. Welche das sind und warum wir diese dringend nutzen sollten, liest du hier.

Das Coronavirus bedroht nicht nur unser aller Gesundheit, vor allem das Leben der Risikogruppen wie ältere Menschen und Menschen jeden Alters mit einer Vorerkrankung. Es wirkt auch in ähnlichem Ausmaß auf die Wirtschaft und nicht zuletzt auf unser Sozialleben ein. Doch die Corona-Krise bringt ebenso Chancen mit sich, die uns in vielerlei Hinsicht bereichern können – wenn wir sie denn nutzen.

 

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Ein Beitrag geteilt von Judith Heine (@junotice.de) am

Diese Chancen birgt die Corona-Krise

Zweifelsohne stellt das Coronavirus die Menschheit vor eine ihrer größten Herausforderungen. Zugleich lässt uns die Ausnahmesituation aber auch wachsen, vielfach sogar über uns selbst hinaus. Sie zeigt uns neue Wege auf und lenkt unseren Blick gleichermaßen in Richtung altbewährter Pfade, an denen es sich auch über die Pandemie hinaus zu orientieren lohnt – für eine positive Entwicklung unserer Gesellschaft, unserer Lebensumstände und unseres Lebensraums.

1
Bewusstsein für die Verletzlichkeit des Lebens

Zwar gibt es immer noch den einen oder anderen, der erst um die Verletzbarkeit des Lebens weiß, wenn der Tod ihm direkt ins Auge blickt. Dem Großteil unserer Gesellschaft wird sie jedoch mit dem Coronavirus bewusst – etwa durch die eigene schwere Erkrankung, die Erkrankung oder gar den Verlust eines geliebten Menschen, oder die Infektions- und Opferzahlen. Bei allem Bangen und Schmerz birgt dieses Bewusstsein doch auch eine Chance: Es lehrt uns die Kostbarkeit eines jeden Moments, der uns hier auf Erden gegeben ist und wie glücklich wir uns für jeden einzelnen Augenblick schätzen können – beste Voraussetzungen für eine dankbare Gesellschaft und ein harmonisches Miteinander. Grund genug, sich dieses Bewusstsein zu bewahren.

2
Besinnung auf die wirklich wichtigen Dinge

Konfrontiert mit den Herausforderungen des Coronavirus besinnen sich viele, aber hier und da immer noch zu wenige, auf die wirklich wichtigen Schätze im Leben: die eigene Gesundheit und die seiner Lieben, die helfende Hand der Freundschaft, die kraftgebende Liebe für den Nächsten … . Aber auch, dass viel zu oft als selbstverständlich geglaubte Grundrechte wie die Reise- oder Versammlungsfreiheit dies eben nicht sind, wird vielen erst jetzt klar, wo sie mit den von der Bundesregierung ausgesprochenen Kontakt-Beschränkungen eingeschränkt sind. Fernab der Pandemie haben wir in Deutschland das Glück, diese Privilegien genießen zu dürfen – und nicht nur diese:

Dank unserer Demokratie und unserem gut funktionierenden Sozialsystem geht es uns Deutschen auch in der Corona-Krise immer noch weitaus besser als vielen Menschen in anderen Ländern auf diesem Planeten – eine Tatsache, deren Wert wir uns immer wieder vor Augen halten sollten.

Lesetipp: 9 Schätze, für die wir nicht nur an Weihnachten und Neujahr besonders dankbar sein sollten

3
Gesellschaft der Solidarität

Die Pandemie und ihre Folgen lassen eine dringend notwendige Solidarität inmitten unserer Gesellschaft erblühen, wie sie unserem Miteinander auch über die Corona-Krise hinaus guttun würde. Wir bleiben zu Hause, um die Krankenhäuser sowie deren Personal nicht noch weiter an den Rand ihrer Belastungsgrenzen zu bringen, als sie es auch ohne Virus schon waren. Wir greifen Nachbarn unter die Arme, die wir zuvor nicht einmal beim Namen kannten. Wir registrieren die Nöte unserer Mitmenschen nicht mehr nur, sondern versuchen aus dem Gemeinschaftsgefühl heraus auch zu helfen.

Doch was, wenn der Höhepunkt der Krise vorüber ist? Werden wir die Chance nutzen und zu einer Gesellschaft der Solidarität erwachsen oder wieder sehenden Auges unserer Wege gehen, obwohl es uns hier und da ein Leichtes wäre, etwas zu verändern?

Lesetipp: Solidarität leben: Diese Gesten zeigen, wie unsere Solidarität in der Corona-Krise erblüht

4
Wertschätzung systemrelevanter Berufe

Wir bleiben zu Hause, applaudieren an Fenstern und machen auf Balkonen „Musik für Deutschland“ – aus Dankbarkeit für all diejenigen, die in systemrelevanten Berufen unser Land am Laufen halten. Jetzt in Krisenzeiten ist die Systemrelevanz zahlreicher Berufsgruppen unübersehbar und die Aufmerksamkeit zugleich dort, wo sie längst hingehört: auf Notstände gerichtet, die das beschäftigte Personal bereits weit vor der Pandemie stark belasteten – allen voran im Gesundheits- und Polizeiwesen. Unser Gesundheitssystem leidet seit langem unter einer in großen Schritten voranschreitenden Privatisierung und Kommerzialisierung, es herrscht massiver Pflegenotstand. Unseren Polizisten fehlt es zu einem Großteil an angemessener Einsatzausrüstung und ebenfalls an Mannkraft. Zu allem Übel werden in beiden Bereichen unterdurchschnittliche Gehälter gezahlt.

Doch alle Gesten und Worte der längst überfälligen Anerkennung allein tragen nicht zur Verbesserung der Situation bei. Für bessere bzw. attraktive Arbeitsbedingungen, Gehälter und Renten müssen wir die Chance nutzen und nicht nur während, sondern auch nach der Krise den Beschäftigten in systemrelevanten Berufen den Rücken stärken.

Lesetipp: Welche Berufe systemrelevant sind, wer sie als solche einstuft und warum das wichtig ist

5
Aufleben unserer Umgangsformen

Die erblühende Solidarität in unserer Gesellschaft und der ungetrübte Blick auf die systemrelevanten Berufsgruppen wirken sich auch positiv auf unsere Umgangsformen aus. Den nahezu täglich wechselnden Postboten in einer Großstadt zu grüßen, kam vor dem Virus den wenigsten in den Sinn. Sogar das Grüßen von Nachbarn im eigenen Hausflur war nicht nur in großen Wohnkomplexen ein Problem. Wem die Krise aufgezeigt hat, was etwa Versandzusteller oder Kassierer leisten, weiß es heute besser und wünscht zum Gruß bestenfalls noch Gesundheit. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Nachbarn, deren Gesichter in Zeiten des gemeinsamen Schicksals nun einen Namen bekommen.

Eine Entwicklung, die ich mit einem Schmunzeln betrachte. Sie ist zweifelsohne schön anzusehen. Doch wie wäre es, wenn wir künftig die Chance nutzen und einfach auch wieder aus reiner Höflichkeit grüßen – ganz ohne zu wissen, was unser Gegenüber genau leistet und unabhängig davon, ob man sich gerade in einer ähnlichen Lebenssituation befindet oder eben nicht? Denn aus reiner Höflichkeit und nicht an Bedingungen geknüpft – da bin ich hoffnungsvoller Dinge – wurde den meisten von uns das Grüßen beigebracht.

Lesetipp: Freundlichkeit lässt grüßen: Wenn Anonymität schweigen lässt, solltest du „Hallo“ brüllen

6
Wiederentdecken älterer Kulturen

Das Coronavirus bremst uns derzeit in vielerlei Lebensbereichen aus. So haben beispielsweise laut Bundesagentur für Arbeit zum aktuellen Zeitpunkt rund 725.000 Betriebe (Stand 13. April 2020) Kurzarbeit angemeldet, was für deren Mitarbeiter aber nicht nur Gehaltseinbußen, sondern mitunter auch mehr Zeit für sich selbst bedeutet. Diese Entschleunigung lässt uns ältere Kulturen, die im Zuge unseres sonst so schnelllebigen Alltags zuletzt immer seltener Anwendung fanden, wiederentdecken. Wir greifen wieder vermehrt zu einem Buch, kramen alte Gesellschaftsspiele aus dem Schrank und wissen die frische Luft während eines guten alten Spaziergangs zu genießen.

Angesichts der Kontakt-Beschränkungen fahren wir aber ebenso unsere sozialen Kontakte auf ein Minimum herunter. So paradox es klingen mag, lässt und dieser Umstand jedoch näher zusammenrücken. Wir werden daran erinnert, wie wichtig es ist, nicht nur regelmäßig mit unseren Liebsten zu sprechen, sondern sie auch zu sehen. Und so haben die sonst so üblichen Messenger-Nachrichten während der Pandemie das Nachsehen und werden mit Vorliebe durch ein Telefonat bzw. Video-Telefonat ersetzt – die perfekte Chance, dies auch über die Corona-Krise hinaus zur Gewohnheit zu machen!

7
Arbeitswelt 2.0

Das Coronavirus zwingt glücklicherweise nun auch jene Chefs in die Knie, die der Arbeit im Home Office bislang nichts abgewinnen konnten und ihren Mitarbeitern die Möglichkeit darauf sogar versagten – obwohl die Art der auszuführenden Tätigkeit ein Arbeiten von Zuhause ohne Einschränkung zugelassen hätte. Nach dem Ausbruch der Pandemie dürften ebendiese Führungskräfte nun geradezu froh sein, dass ihre Belegschaft ebenso aus den heimischen vier Wänden arbeiten kann. Wer in den entsprechenden Branchen künftig noch Home Office verbieten möchte, wird es indes schwer haben. Denn was sich in Krisenzeiten bewährt, wird erst recht den Anforderungen an einem uns bevorstehenden „neuen“ Alltag standhalten – eine wünschenswerte und längst überfällige Veränderung zugunsten der Work-Life-Balance.

Vermehrtes Home Office käme mit den wegfallenden Fahrtwegen übrigens auch dem Klima zugute. Einen ähnlichen Schluss könnte man ebenso für Video-Telefonate ziehen, die momentan viele Inlandsflüge zu Meetings und Konferenzen ersetzen. Dem soll jedoch nicht so sein, denn: Bewegtbilder benötigen abhängig von ihrer Auflösung und Übertragungsdauer riesige Datenmengen, die in ihrer Summe mit einem ähnlich erheblichen CO2-Verbrauch zu Buche schlagen sollen. Gänzlich zu verwerfen ist diese Chance bzw. der Gedanke jedoch nicht.

8
Staatliche Notfallproduktion

Corona-Krise Chancen OP-Maske
Sogar einfache OP-Masken wie diese sind derzeit Mangelware und werden nicht nur in Krankenhäusern dringend benötigt. (Bild: Pexels/Anna Shvets)

Mit der steigenden Zahl der Corona-Fälle in Europa wurde auch hierzulande schnell ersichtlich: Die Schutzkleidung im Gesundheitswesen ist für den Fall einer Pandemie nicht ausreichend vorhanden. Besonders an dem so wichtigen Mund-Nasen-Schutz fehlt es, da als Hauptübertragungsweg des Coronavirus die Tröpfcheninfektion identifiziert wurde. Das Virus überträgt sich also über feinste Speichel- oder Schleimtröpfchen beim Sprechen, Husten und Niesen. Neben Masken mit der Schutzstufe FFP3 und FFP2 sind auch einfache OP-Masken, wie sie spätestens seit der SARS-Pandemie 2002/2003 von vielen Menschen in China oder Japan überwiegend als Vorsichtsmaßnahme getragen werden, Mangelware. Das Problem: Zwar wird das Vlies für den Mundschutz auch in Deutschland produziert, doch europaweit würden dieses nur noch zwei Unternehmen zu Masken verarbeiten.

Die großen Produzenten sitzen vor allem in China – dort, wo mit dem sprunghaften Anstieg der Corona-Infizierten zuvor selbst Masken unter anderem aus Europa importiert wurden. Grund für die Verlagerung solcher Produktionen ins Ausland sind vor allem die niedrigeren Fertigungskosten aufgrund des dort ebenso niedrigen Lohnniveaus. Den Preis dafür zahlen wir allerdings jetzt: Eine flächendeckende Versorgung unserer Bevölkerung mit medizinischen Schutzmasken kann auch nach Wochen der Krise immer noch nicht gewährleistet werden. Die Einführung einer unabhängigen, staatlichen Notfallproduktion von medizinischer Schutzkleidung auf deutschem Boden könnte eine Schlussfolgerung und vorbeugende Maßnahme für – möge es nie so weit kommen – künftige ähnliche Ausnahmesituationen sein.

Die Produktion im Inland im Vergleich zu der in Billiglohn-Ländern würde unserem Land und somit auch uns als Bürger zwar teurer zu stehen kommen. Doch – so makaber es klingen mag – einen Tod müssen wir nun mal sterben.

9
Nachhaltigeres Konsumverhalten

Die Corona-Krise trifft unsere Wirtschaft hart – vor allem aber jene, deren Existenz schon vor der Pandemie von der Übermacht überregional agierender Einzelhandelsketten bedroht war: Lokale Geschäfte wie der ortsansässige Bäcker, der Spielwarenhändler oder der Buchladen um die Ecke. Sie haben weitaus weniger Möglichkeiten und Zeit, sich zu berappeln und von den Folgen der Kontakt-Beschränkungen zu erholen. Umso wichtiger ist einmal mehr unser Konsumverhalten, das nun besonders ihnen zugutekommen sollte. Die Weichen dafür stellen die regionalen Geschäftsführer vielerorts selbst und bieten während des Lockdown zum Beispiel einen Liefer- oder Take-Away-Service an – nicht nur im Gaststättenbetrieb!

Bevor du dein Geld also dem Online-Versandhandel großer Marken oder dem nächsten Lebensmittel-Discounter überlässt, informiere dich erst einmal nach den regionalen Möglichkeiten in deiner unmittelbaren Umgebung. Damit die lokalen Geschäfte tatsächlich eine Chance auf Genesung haben, müssen wir an dieser Herangehensweise aber auch über die Krise hinaus festhalten.

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10
Nachhaltigeres Reisen

Noch schlimmer als regionale Geschäfte trifft es die Tourismusbranche, denn keine der mit ihr verbundenen Leistungen kann während der Kontakt-Beschränkungen aktuell in irgendeiner alternativen Form angeboten werden. „Übernachtungsangebote im Inland werden weiterhin nur für notwendige und ausdrücklich nicht touristische Zwecke zur Verfügung gestellt“, lautet zuletzt der Beschluss, der dazu in der Telefonschaltkonferenz der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder am 15. April 2020 festgehalten wurde. Zudem müssen die Unterkunftsbesitzer täglich neue Stornierungen verkraften – und auch hier gilt: Große Hotelketten können diese Einbußen eher verkraften als kleinere Hoteliers.

Wann immer wir uns also wieder auf den Weg machen dürfen, hier schon mal ein paar Anregungen für das nächste Urlaubsziel: Usedom, Rügen, Kühlungsborn, Boltenhagen, Harz, Sächsische Schweiz, Garmisch-Partenkirchen, Bodensee, Chiemsee, Königssee … . Wenn es dich für deinen Urlaub zuvor immer eher ins Ausland gezogen hat, wirst du überrascht sein, welche atemberaubenden Seiten Deutschland zu bieten hat – versprochen!

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11
Globalisierung 2.0

Die Corona-Krise stellt auch das Verbesserungspotenzial unserer weltweiten Verflechtungen heraus. Dabei gilt es die Globalisierung nicht grundsätzlich zu hinterfragen, sondern die Chance zu nutzen, sie zu überdenken – allen voran das überhitzte globalisierte ökonomische System. Ein möglicher Anhaltspunkt könnte die „Glokalisierung“ sein, welche die Verbindung und das Nebeneinander des Globalisierungsprozesses mit dessen lokalen bzw. regionalen Auswirkungen sowie Zusammenhängen umfasst. Auf den Rat der Wissenschaft sollten wir hierbei keinesfalls verzichten.

12
Besinnung auf Wissenschaft und Qualitätsjournalismus

Im Kampf gegen den Klimawandel mahnte man die Politik immer wieder, sich Experten aus der Wissenschaft zurate zu ziehen. Angesichts der Geschwindigkeit und Wucht, mit der sich das Coronavirus ausbreitet, blieb ihr jetzt nicht anderes übrig. Die politische Spitze eines jeden Landes berät sich nun Seite an Seite mit renommierten Virologen und Epidemiologen – weil es zwingend notwendig ist. Denn schließlich ist die Corona-Krise schon da und steht nicht „bloß“ kurz vor der Haustür. Bleibt zu hoffen, dass die wissenschaftlichen Experten auch in künftige Krisendialoge – wie etwa um die Klimafrage – von der Politik miteinbezogen werden.

Auf den Wert des Qualitätsjournalismus besinnt man sich in der Corona-Krise ebenfalls zurück. Denn was brauchen wir jetzt weniger als manipulative und irreführende Fake News, welche die Bevölkerung nicht nur falsch informieren, sondern sie auch beunruhigen können – weitaus schlimmere Folgen nicht ausgeschlossen. Falschmeldungen hat es immer schon gegeben, doch die Pandemie lässt hoffen, dass die Informationsflut in der Krise unsere Antennen für qualitätsmindere Medien und Beiträge sensibilisiert.

Wie du siehst: Die Pandemie lässt weltweit auf vielerlei wünschenswerte Veränderungen hoffen. Damit diese Chancen nicht nur solche bleiben, sind wir alle gefragt – während und nach der Corona-Krise.

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