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Freundlichkeit lässt grüßen: Wenn Anonymität schweigen lässt, solltest du „Hallo“ brüllen

Ob Nachbarn im Wohnblock oder entfernte Konzern-Kollegen: Man kennt sie vom Sehen oder wird sich ihrer Zugehörigkeit bewusst, weil sie am selben Wohnort oder Arbeitsplatz ein- und ausgehen. Einander gegrüßt, wird sich jedoch trotzdem kaum – der Anonymität sei Dank.

Die Person, die den Raum betritt oder jünger ist, grüßt immer zuerst. Wer heutzutage noch auf diese Verhaltensregel pocht, trifft meist auf nichts weiter als ein Schweigen. Denn gefühlt, scheint kaum noch jemand mit diesem Umgang vertraut zu sein. Und auch unter den wenigen Informierten leben lange nicht mehr alle diese Form der Höflichkeit.

Erziehungsgrundpfeiler: Grüßen

Eine der ersten Lehren, die uns unsere Eltern idealerweise mit auf den Weg geben, ist das Grüßen unserer Mitmenschen – besonders in unserem näheren Umfeld. Das kann sich in ländlichen Regionen schon mal auf ein ganzes Dorf beziehen. Hat man einmal nicht die Nachbarn gegrüßt, blüht spätestens zum Abendessen ein Machtwort – schließlich fällt die mangelnde Höflichkeit eines Kindes meist auf dessen Eltern zurück.

So zumindest wurde ich erzogen. Meines Wissens bin ich mit dieser Erziehung nicht allein und dennoch wird immer häufiger in Situationen, in denen ein Grußwort angemessen wäre, geschwiegen – Anonymität macht’s möglich.

Anonymität verführt zum Schweigen

Besonders in Großstädten, wo sich unzählige Mietparteien eine Hausnummer teilen und Großunternehmen tausende Mitarbeiter bündeln, hält das Schweigen Einzug. Man neigt dazu, sich hinter dem „großen Ganzen“ zu verstecken. Einen Nachbarn, mit dem man noch nie näher zu tun hatte, grüßt man nicht. Einen Kollegen, mit dem man noch nie ein Projekt teilte, ebenso wenig. Dabei sollte doch allein, die Tatsache der Nachbar- oder Kollegschaft Anlass genug geben, einander zu grüßen.

„Guten Morgen“, „Guten Abend“ oder einfach nur „Hallo“: Der Großteil aller Altersgruppen schweigt lieber, als diese Grußworte in den Mund zu nehmen. Besonders, wenn sich kleine Gruppen bilden. Sobald einer grüßt, hält es der Rest der Zusammenkunft meist nicht mehr für nötig, seinen Gruß nachzulegen – „Ist ja schließlich alles gesagt“, scheint die Devise zu lauten. Ob pubertärer Schüler, adretter Schlipsträger oder rüstiger Rentner: Alle verstecken sich gern in der Gemeinschaft. Da hast du keine Lust mehr drauf?

Brüll ihnen „Hallo“ ins Gesicht

Natürlich solltest du das „Brüllen“ nicht allzu wörtlich nehmen, aber: Wer nicht länger ungegrüßt durch Haus- und Büroflure streifen möchte, muss aktiv werden. Grüßt du jemanden und bekommst kein Grußwort zurück, dann fordere es ein! So habe auch ich es kürzlich wieder getan, als ich im Foyer meines Wohnhauses eine Gruppe Schülerinnen antraf:

Mit dem Öffnen der Haustür und einem schweifenden Blick über die vor den Briefkästen sitzenden Mädchen grüßte ich mit einem freundlichen „Hallo“ in die Runde – keine Reaktion. Ich stoppte meinen Schwung zum Briefkasten, um mich noch einmal deutlicher der Gruppe zuzuwenden: „Hallo?!“. Wie vom Blitz getroffen, sprudelte es – eine nach der anderen – aus den Mädels heraus: „Hallo!“, „Oh, hallo!“, „Oh, sorry!“. Eine der Damen wusste sich sogar zu entschuldigen.

Ich war den Mädchen noch nie zuvor begegnet. Da sie jedoch in meinem Hausflur saßen, war ein Grußwort für mich selbstverständlich. Natürlich erwarte ich dann auch, dass dieses erwidert wird. Wenn nötig auf diese Weise.

Indem du das Grußwort für dich einforderst, tust du nicht nur etwas für dich, sondern auch für dein Gegenüber. Du lebst ihm vor, wie es richtig geht. Sobald in seinem Gesicht ein Hauch von Verlegenheit aufblitzt, kannst du dir sicher sein, dass dein Machtwort Wirkung zeigt. So schnell wird die Person keinem mehr ein „Hallo“ vorenthalten.

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