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Gesellschaft des Hinnehmens: Wer sich aufregt und nichts sagt, ist selber schuld

Du fühlst dich gestört, aufgehalten oder durch jemandem eingeschränkt? Dann solltest du das nicht einfach so hinnehmen, sondern denjenigen das auch wissen lassen – und zwar direkt!

Es braucht meist nicht viel, dass uns im schnelllebigen Alltag aus der Ruhe bringt. Häufig sind es Nebensächlichkeiten, die jedoch unseren Fokus beeinträchtigen. Viele sind dann vor allem groß darin, ihrem Ärger Luft zu machen. Statt dafür zu sorgen, den Störfaktor aus der Welt zu schaffen, beginnen sie ohne direkten Adressaten los zu pöbeln oder ihren Unmut in sich hineinzubrabbeln. Logisch, dass sich durch dieses passive Verhalten keine Besserung einstellt, oder? Dennoch finde ich mich mindestens einmal wöchentlich in einer solchen Situation wieder: Unzufriedene Menschen, die sich beklagen, aber nicht aktiv werden. Kommt dir eine davon bekannt vor?

Die Meister im Schlangestehen

DDR hin oder BRD her: Wir sind die Meister im Schlangestehen – zumindest, wenn es um die an den Supermarktkassen geht. Da können sich die Menschenmengen schon um die Tiefkühlregale schlängeln: Es wird sich wortlos weiter brav angestellt, obwohl links und rechts noch Kassen unbesetzt sind. Maximal ein leises Grummeln ist hier und da zu vernehmen. Sonst nix. Wie wär’s mal mit der Frage nach der Öffnung einer weiteren Kasse? Eigentlich müsste sie doch jedem Anstehenden unter den Nägeln brennen, sollte man meinen. Auch wenn dem so ist: Es fragt niemand danach.

Also mache ich beim Anblick der treuen Schlangesteher wie so oft auf der Suche nach einem weiteren Mitarbeiter kehrt. Oder noch effektiver: Ich steuere direkt auf einen der Kassierer zu, die sich erfolgreich darauf verlassen, dass die wartende Menge die Situation einfach so hinnimmt. Auf mein „Würden Sie bitte eine weitere Kassen öffnen?“ folgt meist ein „Ja“ und viele erstaunte Gesichter hektischer Menschen, die jetzt nicht schnell genug wissen können, welche Kasse geöffnet wird.

Nicht selber den Mund aufbekommen, aber vordrängeln können – das sind mir die Liebsten. Und schon ergibt sich eine weitere Situation, die man nicht wortlos über sich ergehen lassen sollte: Lass den Vordrängler wissen, dass du nach der Kasse gefragt hast und somit auch das Recht, vor ihm dranzukommen. Das Argument, er würde schon länger anstehen, zählt nicht. Schließlich hätte er seine Wartezeit mit einer einfachen Bitte selbst um einiges verkürzen können.

Sie versuchen alles, nur um die Störquelle nicht direkt ansprechen zu müssen.

Kopfhörer und Ohrstöpsel gegen Handylärm

Es vibriert, klingelt und klimpert: Handys können für Mitreisende ziemlich nervig werden. Das Stummschalten der Smartphones ist die einfachste Lösung, dem penetranten Lärm ein Ende zu bereiten – wenn man den Besitzer nur darauf hinweist. Denn leider ist nicht jedem klar, dass in Bus, Bahn und Flugzeug nicht jeder Passagier etwas von der Geräuschkulisse aus dem Handy mitbekommen möchte.

So kommt es schon mal vor, dass man sich in einem vollbesetzten Fernbus anhören muss, wie eine mitreisende Dame in ihren 50ern scheinbar einen neuen Rekord in einem Bubbleshooter-Game aufzustellen versucht – ohne Kopfhörer und Rücksicht auf ihre Sitznachbarn. Oder es ihr ein Kind während eines Kurzstreckenflugs gleich tut, obwohl dessen Eltern direkt neben ihm sitzen – allerdings völlig unbeeindruckt. In beiden Fällen würde die Bitte, das Telefon lautlos zu stellen, die unfreiwillige Beschallung aus der Welt schaffen.

Statt das Wort an die Personen zu richten, von denen der Lärm ausgeht, nimmt der Großteil der Belästigten die Situation jedoch einfach hin. Viele von ihnen versuchen die Geräusche sogar mit Musik über Kopfhörer zu übertönen oder machen von Ohrstöpseln Gebrauch. Sie versuchen alles, nur um die Störquelle nicht direkt ansprechen zu müssen. Andere rutschen wiederum genervt auf ihren Sitzen hin und her. Mit zusätzlichen verbalen aber dennoch passiven Ausdrücken glauben sie, den Störenfried auf sich aufmerksam machen zu können. Das gelingt meist jedoch nur über die direkte Ansprache. In beiden Fällen brachte sie in der Praxis den gewünschten Erfolg: Ruhe.

Auf solches Fehlverhalten muss man hinweisen, sonst trifft es beim nächsten Mal vielleicht einen Schwächeren.

Unüberlegte Taten statt Worte

Kürzlich versperrte ich versehentlich den Weg zum Ausgang eines Supermarktes als ich mich unterhielt. Plötzlich rempelte mich ein Passant nicht nur versehentlich an, sondern spürbar bewusst zur Seite. Mir war sofort klar, dass ich ihm den Weg versperrt haben musste, was sein Verhalten aber noch lange nicht rechtfertigt. Geistesgegenwärtig rief ich ihm nach: „Da kann man auch mal was sagen!“. „Na wenn du im Weg rumstehst!“, schallte es zurück. „Das ist noch lange kein Grund, mich einfach wegzudrängeln!“, ließ ich ihn daraufhin wissen.

Eine solche Ansage ist wichtig. Wichtig, weil man soetwas nicht einfach unkommentiert über sich ergehen lassen sollte. Solch ein Handeln ist nicht okay. Hätte er mich darauf hingewiesen, dass ich im Weg stehe, hätte ich sicher nicht gezögert und ihm Platz gemacht – schließlich hatte er vollkommen Recht. Im Unrecht war er mit seiner Entscheidung, mich ohne Vowarnung beiseite zu drängen und das muss man ihn wissen lassen. Auf solches Fehlverhalten muss man hinweisen, sonst trifft es beim nächsten Mal vielleicht einen Schwächeren, der weniger gut mit solch einer Situationen umgehen kann.

Wer schweigt, macht sich immer an einem Problem mitverantwortlich. Nimm nicht alles so hin wie es ist, sondern sprich, wenn du etwas nicht in Ordnung findest und die Situation es erlaubt.

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