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„Narziss und Goldmund“: Darum ist die Zeit für die Romanverfilmung mehr als reif


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Die Verfilmung des Jahrhundertromans „Narziss und Goldmund“ von Hermann Hesse ist ab 12. März 2020 im Kino zu sehen. Vor seinem offiziellen Start durfte ich mir den Film schon einmal anschauen. Welche Botschaft ihn so besonders macht und warum die Romanverfilmung gerade jetzt zur rechten Zeit auf die große Leinwand kommt, verrate ich dir hier.

1930 veröffentlicht der Schriftsteller Hermann Hesse „Narziss und Goldmund“. Die Freundschaftsgeschichte der beiden Klosterschüler wird zum Jahrhundertroman, der Generationen beeinflusst. Jetzt haucht ihre Verfilmung der Erzählung frisches Leben ein und trägt ihre Botschaft weiter. Der Zeitpunkt für den Kinofilm könnte kaum besser sein.

„Narziss und Goldmund“ – Kurzinhalt und Trailer zum Film

Narziss und Goldmund Filmkritik
Jeremy Miliker und Oskar von Schönfels verkörpern Narziss und Goldmund während ihrer Kindertage im Kloster. (Bild: © 2019 Jürgen Olczyk / Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH)

Aus tiefstem Hass auf seine Mutter wird Goldmund von seinem Vater in das mittelalterliche Kloster Mariabronn gebracht und verstoßen. Trotz seines Schicksals ist der zehnjährige Blondschopf von äußerst lebhaftem Gemüt, das geradezu danach giert, die Welt und alles Neue in ihr zu entdecken – das ganze Gegenteil von Narziss: Der in sich gekehrte, tiefgläubige Klosterschüler porträtiert den Inbegriff eines Musterknaben, was ihn unter seinen Kameraden zugleich zum Außenseiter macht. Ausgerechnet er soll nun den jüngeren Goldmund auf seinem Weg zum Pfaffen unter seine Fittiche nehmen.

Doch schneller als gedacht entwickelt sich zwischen den beiden eine innige Freundschaft. Erst ein Ausflug außerhalb der Klostermauern soll das Leben von Goldmund erneut entscheidend verändern und die Beziehung der bis dahin unzertrennlichen Jungen auf eine harte Probe stellen …

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Eine Freundschaftsgeschichte, die Generationen prägt

Als eines der erfolgreichsten Bücher von Hermann Hesse wurde „Narziss und Goldmund“ auch zum Lieblingsbuch von Produzent Christoph Müller („Der Fall Collini“), der seit Jahrzehnten von einer Verfilmung des Romans träumte. „Wer Hesse liest, der verändert sein Leben“, zeigt sich der 56-Jährige im Gespräch mit Sony Pictures überzeugt. Gleiches will er mit der Romanverfilmung schaffen.

„Eigentlich ist es ein philosophisches Buch, aber so sinnlich geschrieben, dass es verfilmt werden musste“, so Müller. Dazu holte er sich den Filmemacher Stefan Ruzowitzky („Die Fälscher“) für Regie und Drehbuch ins Boot. Auch für den 58-jährigen Oscar-Preisträger zählt Hesses Werk zu einem der prägendsten Bücher seiner Jugend. „Diese starke Freundschaft über alle Unterschiede hinweg hat mich immer am meisten berührt. Weil jeder für sich erkennt, dass man nicht gleich sein muss, sondern sich ergänzen kann. Das sollte auch im Film so sein“, begründet Ruzowitzky.

Zu einer ganz anderen Generation zählt Goldmund-Darsteller Jannis Niewöhner („Der Fall Collini“, „Beat“). Dennoch wurde der heute 27-Jährige mit 19 auf den Hesse-Roman aufmerksam: „Ich lese ziemlich wenig. Aber ‚Narziss und Goldmund‘ hat mich so weggehauen, dass ich es gleich noch mal gelesen habe. (…) Dieses Buch drückt aus, was ich mir wünsche und wie ich die Welt sehen will: nämlich mit dem Glauben an die große Liebe und Freundschaft.“

Narziss und Goldmund Filmkritik
Regisseur Stefan Ruzowitzky (Mitte) mit den Hauptdarstellern Jannis Niewöhner und Sabin Tambrea zur Premiere von „Narziss und Goldmund“ am 2. März 2020. (Bild: © 2020 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH / Matthias Nareyek / Getty Images für Sony Pictures)

Für Niewöhners 35-jährigen Schauspielkollegen Sabin Tambrea („Babylon Berlin“, „Ludwig II.“) in der Rolle des Narziss’ ist die Geschichte „ein Stück Weltliteratur, von einer ungeheuren sprachlichen Kraft und Poesie. Aber vor allem hat dieses Buch mich dazu gebracht, meine Begriffe von Freundschaft, Loyalität, Liebe, Wissenschaft und Religion zu hinterfragen. Das ist schon sehr viel!“

Mit der Verfilmung der Freundschaftsgeschichte erhofft sich Christoph Müller ein ähnlich generationsübergreifendes Publikum ansprechen zu können. Und die Chancen stehen gut, lässt auch Stefan Ruzowitzkys Erfahrung erahnen: „Gerade die Frage nach dem richtigen Lebensweg – zwischen Narziss’ Verinnerlichung und Goldmunds leidenschaftlicher Weltzugewandtheit – ist ja eine, die immer aktuell sein wird. Für Jugendliche, die noch auf der Suche sind, aber offensichtlich genauso für Ältere, die ihr Lebenskonzept weiter ständig hinterfragen.“

Übrigens: Neben Jannis Niewöhner und Sabin Tambrea kannst du dich unter anderem auf André M. Hennicke („Das Leben meiner Tochter“), Henriette Confurius („Tannbach – Schicksal eines Dorfes“), Emilia Schüle („Charité“), Elisa Schlott („Das Verschwinden“), Uwe Ochsenknecht („Ich war noch niemals in New York“) und Kida Khodr Ramadan („4 Blocks“) in den Nebenrollen freuen – mein persönliches Highlight: der zwölfjährige Jeremy Miliker („Die beste aller Welten“) als Mini-Goldmund!

Narziss und Goldmund Filmkritik
V. l. n. r.: Jessica Schwarz, Emilia Schüle, Henriette Confurius, Andre M. Hennicke, Jannis Niewöhner, Jeremy Miliker, Sabin Tambrea, Stefan Ruzowitzky, Oskar von Schönfels, Uwe Ochsenknecht und Kida Khodr Ramadan (Bild: © 2020 Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH / Matthias Nareyek / Getty Images für Sony Pictures)

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„Narziss und Goldmund“ auf der Suche nach dem Sinn des Lebens

(Achtung Spoiler! für alle, die den Roman noch nicht kennen)

Während Goldmund schon sein ganzes Leben rastlos in der Liebe den Sinn des Lebens sucht, weiß Narziss erst um ihre Bedeutung außerhalb der Klostermauern als Goldmund aus seinem Leben weicht. Bis dahin galt seine uneingeschränkte Liebe einzig Gott. Nun spürt er erstmals den Schmerz der weltlichen Liebe, der ihn sogar an seinem gewählten Lebensweg zweifeln lässt.

„Liebe fordert auch Opfer“ – Abt Daniel zu Narziss in „Narziss und Goldmund“

In beiden Charakteren glüht die Sehnsucht nach Liebe, die der eine hinter Mauern versteckt und der andere mit aller Kraft zu stillen versucht. Dabei tragen sie im Überfluss längst in sich, wonach es ihnen die ganze Zeit verlangt: Liebe. Aus Liebe lässt Narziss Goldmund gehen, um ihm die Chance auf sein Glück zu lassen. Aus Liebe zu seiner Mutter will der junge Goldmund das Beten lernen und begibt sich später auf die Suche nach ihr. Auf seiner Reise lässt er unzählige Menschen seine Liebe spüren und verfällt der Liebe selbst. Nur eines scheint der ewig Suchende nicht zu finden: eine Liebe, wie die seiner Mutter.

„Ich suche nach meiner Mutter. Sie steckt in meinem Kopf, aber ich erinnere mich nur an ein Gefühl. Wenn ich das als Bildnis erschaffen könnte, käme die äußere Form von selbst.“ – Goldmund in „Narziss und Goldmund“

Als Goldmund das Gefühl, was er für seine Mutter in sich trägt, zu schnitzen versucht, begreift er: Mit Narziss wurde ihm geschenkt, was man ihm mit seiner Mutter entrissen hat – Geborgenheit, Heimat, Liebe. Auch an dem Altar, den Goldmund später für das Kloster schnitzt, wird dies deutlich. „Es ist ein Altar, der wie in Stücke gerissen ist, wie unsere Welt. Aber in der Mitte Maria, sie hält alles zusammen“, so der Lebenskünstler, der zum Künstler gereift ist, über sein Werk. Zwar soll die Figur der Maria das Gesicht seiner Mutter tragen, sobald er sie finde. Doch eigentlich ist es der Glaube und mit ihm Narziss, der Goldmund in dieser Situation erneut den nötigen Halt in seinem immerwährend emotionsgewaltigen Leben gibt.

Narziss und Goldmund lieben einander für die unterschiedlichen Wege, für die sie sich entschieden haben und einander haben gehen lassen – und für das, was diese aus ihnen haben werden lassen: Freunde fürs Leben – ein kostbares Glück, für das man dankbar sein muss, darf man es denn erleben. Dies wird sich schließlich auch Narziss bewusst.

Narziss und Goldmund Filmkritik
Narziss wählt ein Leben in Armut, Gehorsam und Keuschheit. (Bild: © 2019 Jürgen Olczyk / Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH)

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Die Botschaft von „Narziss und Goldmund“: Darum ist sie heute so wichtig wie nie

Für Produzent Christoph Müller erfüllt sich mit der Verfilmung von „Narziss und Goldmund“ „nicht nur ein Herzens-, sondern auch ein Lebensprojekt“. Tatsächlich steckt wie im Buch auch im Film eine Botschaft, die uns alle bereichern kann, die aktuell kaum relevanter sein könnte und der wir alle genau lauschen sollten, um an ihr zu wachsen: Hesse lehrt uns den Respekt für die Lebensentwürfe anderer.

Narziss: „All unsere Liebe muss Gott gehören.“
Goldmund: „Wir drei können ja zusammen Freunde sein, du und ich und Gott! Willst du nicht manchmal wieder da draußen sein?“
Narziss: „Nein, ich kann hier besser nachdenken.“
– „Narziss und Goldmund”

Dieser Dialog lässt ziemlich früh erahnen, wie gegensätzlich sich die Lebensentwürfe dieser beiden so unterschiedlichen Jungen entwickeln werden. Während der eine seine Gefühlswelt stets beherrscht durchdenkt, muss der andere das Leben am eigenen Leibe spüren, um es zu begreifen. Trotz ihrer Gegensätze schaffen es die beiden jedoch soweit ins Herz des jeweils anderen, dass auch ihre verschiedenen Lebensentwürfe sie nicht entzweien können – im Gegenteil: Sie respektieren den Weg des jeweils anderen auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und unterstützen einander sogar dabei. Dies soll der entscheidende Schlüssel für ihr späteres – wenn auch nicht vollkommenes, aber – gemeinsames Glück werden.

„Es gibt leider eine wachsende Gruppe von Menschen, die weder gebildet noch offen ist, und sie erstarkt.“ – Sabin Tambrea

Ihr Weg durch das Leben mag unvereinbar erscheinen, doch ihre Empathie erlaubt es Narziss und Goldmund mit den Augen des anderen zu sehen und ihren Lebensentwürfen gegenseitigen Respekt zu zollen. In unserer heutigen Gesellschaft – nicht nur hierzulande, aber auch – reicht es kaum mehr zu jenem Quäntchen Empathie, das es braucht, um ein Minimum an Toleranz aufzubringen – von Respekt ganz zu schweigen. Wer zu aktueller Stunde, in der Flüchtlinge beschossen werden, von dieser Entwicklung nichts mitbekommen haben will, lügt sich nur selbst in die eigene Tasche. Sie bahnt sich weiter ihren dunklen Weg, direkt vor unserer Haustür, wenn wir ihr nicht entgegentreten.

„‚Narziss und Goldmund‘ erschien drei Jahre, bevor die NSDAP an die Macht kam. Das Buch über den gebildeten Geistesmenschen und den offenen, toleranten Freigeist entstand nicht ohne Grund zu dieser Zeit, kurz vor dem Sturm. Und in diesem Sturm befinden wir uns in Deutschland bald wieder, fürchte ich“, so die Brücke, die Sabin Tambrea hierzu schlägt und hellhörig machen sollte. „Es gibt leider eine wachsende Gruppe von Menschen, die weder gebildet noch offen ist, und sie erstarkt. Deshalb ist es wichtig, diesen Film zu zeigen und den Menschen nahezubringen. Denn er zeigt, was Empathie bedeutet und wie wichtig Toleranz ist.“

Auch mir hat der Film – wie lange nichts mehr – aufgezeigt, was Empathie bedeutet und wie wichtig es ist, den Lebensentwürfen von Familienmitgliedern oder Freunden bzw. unseren Mitmenschen im Allgemeinen Respekt entgegenzubringen. Gerade auch, wenn wir die eingeschlagenen Wege nicht immer nachvollziehen können. Was uns alle eint, ist die Suche nach dem Sinn des Lebens und den muss jeder auf seinem ganz eigenen Weg ergründen dürfen.

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Making-of „Narziss und Goldmund“: Akribische Vorbereitung und ein Sommer für alle Jahreszeiten

Narziss und Goldmund Filmkritik
Jannis Niewöhner und Henriette Confurius während der Dreharbeiten im Sommer 2018 in Tschechien. (Bild: © 2019 Jürgen Olczyk / Sony Pictures Entertainment Deutschland GmbH)

„Narziss und Goldmund“ wurde vom 16. August bis 12. Oktober 2018 in Österreich und Tschechien gedreht. Die 1145 errichtete Burg Hardegg im Thayatal an der österreichisch-tschechischen Grenze und das mittelalterliche Stift Zwettl im Waldviertel (Niederösterreich) wurden zur Kulisse für sämtliche Kloster-Szenen. Den Anfang machte allerdings Tschechien, wo sommerliches Bestwetter ideale Voraussetzungen schaffte, um Goldmunds Zeit mit Lene festzuhalten.

Die größte Herausforderung während der Dreharbeiten bestand darin, alle vier Jahreszeiten, über die sich der Roman erstreckt, realistisch abzubilden. Zwei Schneetage mussten dazu in Südtirol nachgedreht werden, der leichte Schneefall zu Goldmunds Ankunft im Kloster konnte indes bei 20 Grad Außentemperatur künstlich erzeugt werden.

Übrigens: Um sich optimal auf ihre Rollen vorzubereiten, besuchten Jannis Niewöhner und Sabin Tambrea im Vorfeld des Filmdrehs für drei Tage das Stift Zwettl – jeder für sich. Dort lernten sie den Alltag als Mönch kennen: jeden Morgen um sechs Uhr die erste Messe, sechs Gebete täglich, das letzte um 18 Uhr, dann Nachtruhe. „Durch den Kreuzgang, der im Film zu sehen ist, bin ich immer mit den Mönchen in den Gebetsraum gegangen. Deshalb war das für mich nicht bloß ein Set. Ich wusste um die Jahrhunderte alte Bedeutung, die dahinter steckt. Deshalb war dieser Drehort für mich am berührendsten“, so Tambrea.

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„Narziss und Goldmund“ verleitet dazu, sich in einem der beiden Charaktere wiederfinden zu wollen. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass ein Teil von jedem in uns allen steckt. Um dies zu begreifen, bedarf es einzig Empathie, deren Bedeutung uns die Romanverfilmung zu lehren versucht. Aus ihr kann erwachsen, was Narziss und Goldmund ihr Glück ineinander finden ließ und auch unserem beitragen würde: Toleranz und Respekt.

Die Romanverfilmung „Narziss und Goldmund“ läuft ab 12. März 2020 im Kino.

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