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Dickens-Verfilmung „David Copperfield“: Ein Weckruf mit Augenzwinkern an die eigenen Werte


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Die Verfilmung „David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück“ ist nach 1935 die zweite des 1850 erschienenen Romans von Charles Dickens, die es auf die große Leinwand schafft. Warum sich ein Kinobesuch für den Film besonders in diesen Zeiten lohnt, verrate ich dir hier.

Zur Freude meiner mangelnden Bücherwurm-Qualitäten ist es nun wieder so weit: Einer der bedeutendsten Bildungsromane der Weltliteratur kommt in die Kinos. Vor der Einladung zur Pressevorführung von „David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück“ war mir selbst jedoch nicht einmal bekannt, dass es sich bei dem Namen „David Copperfield“ in erster Linie nicht um den berühmten Las-Vegas-Magier handeln könnte. Sondern vielmehr um den 1849/1850 erschienenen und autobiographisch geprägten Roman des englischen Schriftstellers Charles Dickens. So viel zu meinen literarischen Wissenskratern, die ich mithilfe von eben solchen Verfilmungen zumindest versuche etwas aufzufüllen.

„David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück“ – Kurzinhalt

David Copperfield Film
Nie hätte David Copperfield (Jairaj Varsani) gedacht, dass seine Begegnung mit Mr. Micawber (Peter Capaldi) so turbulent werden würde. (Bild: © 2020 eOne Germany)

Die unbeschwerte Kindheit von David Copperfield (Jairaj Varsani) im Viktorianischen England gerät mit der Hochzeit zwischen seiner verwitweten Mutter Clara (Morfydd Clark) und dem unbarmherzigen Fabrikbesitzer Mr. Murdstone (Darren Boyd) nicht nur ins Wanken. Spätestens mit dem Einzug von Murdstones gleichermaßen furchteinflößenden Schwester Jane (Gwendoline Christie) wird ihr ein abruptes Ende gesetzt. Zwar muss David schon bald sein einst so geliebtes Zuhause auf dem Land verlassen, um in der Londoner Flaschenfabrik seines Stiefvaters zu schuften. In dieser schweren Zeit kommt er jedoch bei Mr. Micawber (Peter Capaldi) und dessen Familie unter, die selbst mit allerhand Schulden zu kämpfen hat.

Der dunkle Schatten Murdstones haftet allerdings weiterhin an dem heranwachsenden Copperfield (Dev Patel), bis dieser sich nach dem Tod seiner Mutter aus den Klauen seines Stiefvaters befreit. David nimmt sein Schicksal in die Hand, hat große Pläne und will seinen Traum vom Schriftstellerdasein verwirklichen. Um wieder auf die Beine zu kommen, sucht er Hilfe bei seiner exzentrischen Tante Betsey Trotwood (Tilda Swinton), die ihrem gut situierten Leben unter einem Dach mit ihrem ihr gleichgesinnten Cousin Mr. Dick (Hugh Laurie) frönt. Doch nicht nur ihnen verdankt es David, dass er sich mittlerweile in besseren Kreisen bewegen kann.

David Copperfield Film
V. l. n. r.: Mr. und Mrs. Peggotty (Paul Whitehouse & Daisy May Cooper) beim Tee mit Tante Betsey (Tilda Swinton) und Mr. Dick (Hugh Laurie). (Bild: © 2020 eOne Germany)

In seiner von Mr. Wickfield (Benedict Wong), Betseys Finanzverwalter, gesponserten Studienzeit macht der nun zum Mann heranreifende David unter anderem Bekanntschaft mit James Steerforth (Aneurin Barnard) und Uriah Heep (Ben Whishaw). Infolge mindestens einer dieser Begegnungen zieht hinter seinem Rücken unbemerkt erneut ein Schatten auf. Währenddessen vergisst David vor lauter Wonne kurzzeitig, an welchem Tiefpunkt er vor nicht allzu langer Zeit selbst stand. Hochmut droht sich einzuschleichen. Doch als sein eigenes Glück erneut schwindet, findet er zu sich und dem wahren Reichtum des Lebens zurück: aufrichtige Freundschaft und Liebe.

„Es geht um Demut, es geht um jemanden, der Erfolg hat. Und er vergisst dort oben nicht, den Aufzug zurück zu den Leuten zu schicken, die ihn dorthin gebracht haben.“ – Dev Patel im Interview mit eOne Germany

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Romanverfilmung „David Copperfield“ überzeugt überraschend anders

David Copperfield Film
Steerforth (Aneurin Barnard) und David (Dev Patel) lernen sich auf der Universität kennen. (Bild: © 2020 eOne Germany)

Schon nach wenigen Szenen wird klar: In „David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück“ von Komiker und Regisseur Armando Iannucci weht ein ganz anderer Wind, als es der erste Eindruck zunächst vermuten lässt. Nahezu im Minutentakt wird ein Hollywood-Schauspieler aus der A-Riege nach dem anderen in das ungewöhnlich inszenierte Filmgeschehen eingeführt. Dabei geht es keineswegs zimperlich zu – im Gegenteil: Ohne Umschweife knallt die ungeschminkte Tragik der Handlung in die ach so romantisch arrangierte Filmkulisse. Liebevolles Miteinander trifft auf spitzzüngige Dialoge und harte Hand, die geradezu plakativ hell erleuchteten Farben der Bilder werden in aller Regelmäßigkeit durch die dunkelsten aller Abgründe getrübt. Witz geht der Verfilmung dabei jedoch nie verloren.

„Es geht nicht darum, dass dies und das passiert. Es geht darum, wie er (Dickens [Anm. d. Red.]) dieses und jenes Ereignis beschreibt. Und es wird mit einer Art fantasievollem Komik-Schnörkel gemacht. Das wollte ich wirklich einfangen.“ – Armando Iannucci im Interview mit eOne Germany

In der Tat scheint das der Schlüssel des Films zu sein: Er kommt schnell in Fahrt, hält das Tempo kontinuierlich und entlockt dem Zuschauer mit seiner reißerischen Inszenierung in jeder noch so eigentlich tragischen Szene ein Schmunzeln. Ein klassisches aber eben nicht immer automatisch gut umgesetztes Stilmittel der Tragikomödie. In diesem Fall jedoch durchaus. Wer jetzt glaubt, die Romanverfilmung könnte bei diesem Power-Pensum zum Ende hin an Kraft verlieren und ihre Botschaft verfehlen, liegt falsch. Das treffsichere Finale Grande kommt – im Verhältnis zum Rest des Films überraschend schlicht, aber umso wirkungsvoller. Darüber, dass einige Charaktere bis hierhin nur wenig bis gar nicht gealtert zu sein scheinen, kann man an dieser Stelle getrost hinwegsehen.

„David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück“ – Trailer zum Film

Wenn du Lust auf Tiefgang hast, der Spaß dabei aber nicht auf der Strecke bleiben soll und du zudem noch etwas für dein Literaturwissen tun möchtest, liegst du bei deinem nächsten Kinobesuch mit „David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück“ definitiv richtig. Eine Garantie, dass dir bei allen Lachern nicht doch zum Ende hin etwas feucht um die Augen werden könnte, kann ich dir allerdings nicht geben. Bei den letzten, wahrscheinlich auf jeden von uns zutreffenden, Worten hat es mich erwischt!

Die Romanverfilmung „David Copperfield – Einmal Reichtum und zurück“ läuft ab 24. September 2020 im Kino.

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