Um die Herausforderungen der Corona-Krise zu meistern, brauchen wir gelebte Solidarität! Wie du Solidarität leben kannst, zeigen in diesen Tagen immer mehr Menschen. Mit welchen Gesten sie helfen und warum es so wichtig ist, dieses Solidaritätsempfinden auch über Krisenzeiten hinaus zu pflegen, verrate ich dir hier.
Die von der Bundesregierung ausgesprochenen Kontakt-Beschränkungen infolge der Ausbreitung des Coronavirus zwingen uns alle derzeit in eine Ausnahmesituation, wie keiner von uns sie zuvor je erlebt hat. Zweifelsohne sind die getroffenen Maßnahmen zwingend notwendig, um Leib und Leben zu bewahren. Nun bedroht jedoch die Einschränkung des öffentlichen Lebens die Versorgung und Existenz vieler Menschen. Die Lösung: Solidarität leben!
Inhalt
Einschränkung des öffentlichen Lebens bedroht Versorgung und Existenzen
Zwar hat die Bundesregierung im Eilverfahren den Bezug von Kurzarbeitergeld erleichtert, um Betriebe und ihre Beschäftigten zu schützen. Und auch ein Milliarden-Hilfspaket – unter anderem für Kleinstunternehmen und Solo-Selbstständige – wurde zuletzt in Rekordzeit geschnürt und beschlossen. Trotz aller Windeseile wird von den Betroffenen jedoch befürchtet, dass diese sogenannten Soforthilfen nicht so schnell fließen werden, wie in Kürze ein neuer Monat und mit ihm neue Zahlungsfälligkeiten für Arbeitgeber und -nehmer nahen.
Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise sind jedoch nicht die einzige Herausforderung, die es in diesen Tagen zu bewältigen gilt – sondern auch jene, die mit ihnen einhergehen. So können sich mit der Einschränkung des öffentlichen Lebens zum Beispiel viele Menschen, die zur Corona-Risikogruppe zählen, nicht mehr ausreichend selbst versorgen. Nach der Schließung von Schulen, Kitas und Kindertagespflegestellen stehen vor allem weiterhin berufstätige Eltern vor einem Betreuungsproblem. Seit die Tafel ihre Lebensmittelausgabe einstellen musste, trifft es jedoch wie immer jene, die ohnehin schon wenig haben, am schlimmsten.
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Diese Menschen leben Solidarität – so kannst auch du helfen
Wir konnten erstmals Solidarität zeigen, als wir zu Hause geblieben sind, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen und vor allem Zeit für alle im Gesundheitssystem arbeitenden Kräfte zu gewinnen. Dafür mussten wir nicht viel tun. Dann zog es uns aus Dankbarkeit gegenüber allen Corona-Helden und aus Solidarität mit all denjenigen, die unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie leiden, zu Aktionen wie „Musik für Deutschland“ an unsere Fenster und auf unsere Balkone. Was wir jetzt brauchen, um die Herausforderungen der Corona-Krise zu meistern, ist gelebte Solidarität!
Die folgenden Menschen gehen mit gutem Beispiel voran:
1Nachbarschaftshilfe per Einkaufsservice
Dieser Twitter-User hat sich inspirieren lassen und kurzerhand einen Einkaufsservice für etwaige Nachbarn, die zur Risikogruppe gehören, angeboten:
Hatte ich neulich auf Twitter gelesen. Eine junge Dame hatte diese Aktion gestartet. Hab ich jetzt auch gemacht. Könnt ihr gerne auch machen, solltet ihr jung und knackig sein. #wirbleibenzuhause #coronavirus pic.twitter.com/dd6rk3K1Ec
— Hänno (@HandIOfIBlood) March 19, 2020
Dieser Mann übernahm zwar keinen Service für seine Nachbarin, leistete aber trotzdem Hilfe beim Einkauf:
Supermarkt:
Besorgte Frau (70+) möchte mehrere Packungen Einweghandschuhe kaufen.Verkäuferin: Leider darf ich Ihnen nur zwei Pakete verkaufen.
Frau: Ohje, dann muss ich wohl morgen noch mal los.
Mann in Schlange: Ich kaufe die anderen zwei Pakete für Sie. #WirvsVirus ❤️
— Nick Marten (@zunicker) March 18, 2020
2Blut spenden
Auch in Zeiten des Coronavirus wird dringend jede Blutspende benötigt, um Patienten weiterhin sicher mit Blutpräparaten in Therapie und Notfallversorgung behandelt zu können. Wenn du gesund bist, kannst du Blut spenden – diese Berliner machen es vor:
Ich bin durch die halbe Stadt geradelt und die einzige Menschengruppe, die ich gesehen habe, sind die Wartenden vor dem Blutspendebus am Alex.
Ist dieses Bild nicht ein viel deutlicheres Symbol für die aktuelle gesellschaftliche Solidarität als einzelne feiernde Ignoranten? pic.twitter.com/YQUczh6kRV
— Peter Broytman (@PBroytman) March 20, 2020
Hinweis: Hier findest du alle Infos zur Blutspende in Zeiten des Coronavirus.
3„Gabenzaun“ errichten
Seit Mitte März sind die Lebensmittelausgaben der Tafeln wegen der Ausbreitung des Coronavirus eingestellt. Die gemeinnützige Organisation hofft nun auf Hilfe aus der Politik und appelliert an die Solidarität der Bevölkerung – letztere war einmal mehr flinker: In vielen Städten wurden sogenannte Gabenzäune errichtet, an denen Lebensmittel sowie Hygieneartikel und zum Teil sogar Kleidung hygienisch bzw. regenfest in Tüten verpackt für Bedürftige befestigt werden:
So sieht #Solidarität aus! Weil die Tafeln schließen entstehen in #Neukölln Gabenzäune – unter anderem am S Bahnhof Hermannstraße. pic.twitter.com/w3jGDQtkkp
— Das System ist krank! (@soli_gg_covid19) March 18, 2020
https://twitter.com/LeipzigLeben/status/1241694215014318083
https://twitter.com/DynamoDresden/status/1242533310074683396
4Konsumverhalten ändern
Übrigens: Gelebte Solidarität beginnt bereits am Supermarktregal, wenn man nur kauft, was man tatsächlich braucht und seinen Mitmenschen auch noch etwas übrig lässt.
Einen weiteren Tipp für unser Konsumverhalten hat dieser User:
Beim Einkauf ist mir aufgefallen, dass vor allem die günstigen Produkte ausverkauft waren. Wer es sich leisten kann, sollte vielleicht versuchen diese Produkte zu umgehen, um weniger Begüterten zu helfen. #Solidarität #coronavirusdeutschland #COVIDー19
— Florian Teklik (@FTeklik) March 23, 2020
Gleich zwei Möglichkeiten, Solidarität zu leben, hat diese Dame für alle, die es sich leisten können:
https://twitter.com/SarahBuenter/status/1240207511447310336
Und wenn du glaubst, ihre zusätzliche Bitte um Mietverzicht sei utopisch – weit gefehlt, sie wurde bereits erhört:
5Miete erlassen
Mit diesem herzlichen Schreiben setzte dieser Vermieter seine Mieterin davon in Kenntnis, dass er ihr im Mai die Miete samt Nebenkosten erlassen möchte:
Ein Beispiel, das in schwieriger Zeit gern Schule machen sollte! Foto darf geteilt werden!
#corona #Coronavirus #coronadeutschland #Coronakrise #CoronaVirusDebatte #ichgebeauf #Kontaktverbot #wirbleibenzuhause #WirvsVirus #StopCoronaVirus #STOPcorona #zuhausebleiben #Hilfsaktion pic.twitter.com/LETt3FVCiq— Buchbesprechung (@svdobschuetz) March 22, 2020
Auch dieser Vermieter verzichtet gern auf eine Monatsmiete, um zu helfen:
Ich bin Vermieter eines kleines Ladenlokals, den ein Damenmodeladen gemietet hat. Habe heute vereinbart, dass wir mindestens den nächsten Monat auf die Miete verzichten. Ich weiß, das kann nicht jeder. Aber wer kann, bitte tut es! Die Dankbarkeit wird riesig sein. #Solidarität
— Philip Hirschfeld – vielleicht ein Bot. (@phirsisch) March 17, 2020
6Unterkunft zur Verfügung stellen
Dein Ferienhaus steht wegen des Coronavirus gerade leer? Es könnte jetzt zur rettenden Lösung für Bedürftige werden:
Ingo und Julie habe ihre Ferienhäuser in Mainz-Finthen obdach- und wohnungslose Menschen zur Verfügung gestellt. Und damit #StayAtHome überhaupt für viele erst möglich gemacht. Danke!
Foto: Ferienhäuser Mainz #Solidaritaet #Corona pic.twitter.com/yX5cScKGkQ
— Tatiana Muñoz (@tati_mnz) March 24, 2020
7Kosten weiterzahlen, früher zahlen oder übernehmen
Die Corona-Krise trifft alle – viele aber sicherlich auch mehr als manch andere. Wenn es deine finanzielle Situation in Zeiten der Pandemie zulässt, kannst du deine Solidarität ebenso zeigen, indem du zum Beispiel gewisse Kosten dennoch weiterzahlst, …
https://twitter.com/Franzi_Woeckel/status/1241670534313713664
… eine Zahlung früher als vereinbart leistest …
Mir hat gerade eine Braut geschrieben,
ob es mir helfen würde wenn Sie jetzt schon den ganzen Betrag einbezahlen würde.Meine Sekretärin will dieses Monat gratis arbeiten…
Und jetzt hab ich was im Auge bei soviel #Solidaritaet @Coronapandemie
— Cristina Wunder macht Pause vom Wundern (@wunderedich) March 25, 2020
… oder Kosten für jemand Bedürftiges übernimmst:
Tolles Beispiel für #Solidarität: Ein Mieter hat angefragt ob es denn andere Parteien im Hause gebe, die Schwierigkeiten mit der Mietzahlung hätten.Falls das der Fall sei, sei er bereit, diese Zahlungen zu übernehmen. Er habe ein Leben lang gut verdient & könne sich das leisten!
— Kleinstvermieter (@Vermieterhai) March 26, 2020
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Plattformen für Helfer und Hilfesuchende
Vor allem hochbetagte Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen sollten sich nach Möglichkeit derzeit nicht mehr im öffentlichen Raum bewegen, da der Coronavirus eine besonders große Gefahr für sie darstellt. Um die Versorgung dieser Risikogruppen dennoch weiterhin sicherzustellen, wurden kurzerhand auch zahlreiche Plattformen auf die Beine gestellt, die Hilfesuchende und Helfer jetzt schnellstmöglich zusammenbringen sollen. Wenn du dich solidarisch zeigen und helfen möchtest, kannst du deine Unterstützung dort in nur wenigen Schritten anbieten. Genauso gut lässt sich über die Plattformen aber auch Hilfe für Angehörige organisieren, die nicht in deiner unmittelbaren Nähe leben – hier einige Beispiele:
- wirgegencorona.com
- quarantaenehelden.org
- coronaport.net
- die-einkaufshelden.de
- nebenan.de/corona
- wirhelfen.eu
Vor allem, wenn du über eine medizinische oder pflegerische Qualifikation verfügst, wird deine Unterstützung hier benötigt:
Existenzbedrohte Bars, Cafés und Restaurants kannst du hier mit dem Kauf von Gutscheinen unter die Arme greifen:
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Über Grenzen hinaus Solidarität leben
Die vorangegangenen Beispiele zeigen, wie die Corona-Krise unser Solidaritätsgefühl erblühen lässt. Dieses würde jedoch an unseren Landesgrenzen enden, werden zumindest immer wieder kritische Stimmen laut – auch aus unseren eigenen Reihen. Wie für den Einzelnen gilt aber ebenso für ein Land:
Um jemandem zu Hilfe kommen zu können, muss man sich zunächst selbst auf die Beine helfen.
Wie in vielen anderen vom Coronavirus mehr oder weniger überrollten Ländern, musste man sich auch hierzulande erst für den Kampf gegen das Virus ordnen und rüsten. Sicherlich kamen viele Reaktionen zu spät, obwohl man aus den Verläufen in den Ländern der Infektionsherde hätte lernen können. Es wurden Fehler gemacht. Aber auch und gerade in Ausnahmesituationen passieren Fehler.
Mit Stand heute hat Bundesgesundheitsminister Jens Spahn aus meiner Sicht zwar nicht alles, aber einiges richtig gemacht, um uns durch die Krise – an deren Anfang wir gerade erst stehen – zu geleiten. Aktuell scheinen wir – wenn auch in kleinen Schritten – in der Lage, unsere im Inland bereits waltende Solidarität über unsere Grenzen hinaus leben zu können. So haben mittlerweile mehrere deutsche Bundesländer Notfallpatienten aus Italien und Frankreich aufgenommen, die beatmet werden müssen.
Übrigens: Der Ursprung und die Lösung für eine fehlende europäische Solidarität wie Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sie derzeit bemängelt, steht auf einem ganz anderen Blatt. In einem Interview mit den italienischen Zeitungen „Corriere de la Serra“, „La Stampa“ und „La Repubblica“ sagte er, dass die Europäische Union gemeinsam handeln müsse, um die Kosten dieser schweren Krise zu schultern. So selbstverständlich wie der Akt der Solidarität in Europa bei Macron und auch bei unserem Außenminister Heiko Maas klingt, ist er für viele EU-Mitgliedsstaaten jedoch schon lange nicht mehr – wie besonders während der Flüchtlingskrise Europas ab 2015 mehr als ersichtlich wurde.
"Sich gegenseitig in Europa zu helfen, sollte eine Selbstverständlichkeit für uns alle sein. Es muss jetzt heißen: einer für alle, alle für einen". @HeikoMaas im Interview mit @corriere. https://t.co/GA3NboV54y pic.twitter.com/67oF8UBMgE
— Auswärtiges Amt (@AuswaertigesAmt) March 27, 2020
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Solidarität zeigen – auch nach der Corona-Krise
Die derzeit erblühende Solidarität in den kleinsten Einheiten der Bevölkerung beobachten zu können, stimmt mich für die Entwicklung und Zukunft unserer Gesellschaft geradezu hoffnungsvoll. Sie gibt uns so viel von dem, was wir immer bräuchten. Sie lässt uns nach links und rechts blicken und nicht nur geradewegs, stur und ohne Rücksicht unseren eigenen Zielen nachhecheln. Sie führt uns einander näher – in Krisenzeiten. Doch was, wenn es uns wieder möglich ist, zur Normalität zurückzukehren bzw. unseren oder eine neue Art von Alltag wieder aufzunehmen?
Wie viel wird von der gelebten Solidarität bleiben? Wird sie überhaupt bleiben und uns zum Beispiel vereint im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen für systemrelevante Berufsgruppen zusammenstehen lassen? Es ist unserer Welt jedenfalls sehr zu wünschen. Ein beständiges Solidaritätsempfinden ist jedoch nicht die einzige Hoffnung, welche die Corona-Krise mit sich bringt.
Lesetipp: Hoffnung in Corona-Krise: Diese Chancen bringt das Virus mit sich – werden wir sie nutzen?
Wir können Solidarität leben – daran lassen wir dieser Tage keinen Zweifel. Ich bin zuversichtlich, dass uns sowohl diese Erkenntnis als auch unsere Verbindung zueinander, die aus unserem kameradschaftlichen Denken und Handeln erwächst, nicht so schnell verloren gehen. Für ein solidarisches Leben ist es ebenfalls nie zu spät – in diesem Sinne:
Ich mag die Besitzerin des Kinos sehr gerne!#kino #neuwied #Solidaritaet #schauburg #CoronaVirusDE pic.twitter.com/KlWn6dD7r0
— Fräulein Hoffnungslos (@Frau_Hoffnung) March 20, 2020